A Story

Die Geschichte einer Flucht im Jahr 1945

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Motivation

Die Website ist aus unserem Hochschulprojekt „In den Augen des anderen“ enstanden. Wir haben dazu das Thema „A story“ gewählt bei dem die Flüchtlinge in einer ganz anderen Situation dargestellt werden. Es handelt sich hier nicht um die heutigen Flüchtlinge, sondern um die damaligen Flüchtlinge in unseren Familienkreisen.

Interview

Anfang Juni 2017 hatten wir die Chance uns, im Rahmen des Projekts, mit Katharine Beyer zu treffen. Sie errinert sich im Interview an die Flucht von Jugoslawien nach Deutschland und gibt einige Interessante Einblicke.

Wie war das Leben vor dem Krieg?

Wie war das Leben vor dem Krieg, das Leben war schön, sehr einfach, man wusste aber nicht weiter. Man hat keine verführerische Bilder gsehn, da waren keine da war kein Radio, da waren keine Illustrierten und da hat man gedacht: so wie das ist, ist es schön und wir waren zufrieden.

Wann und wieso musstet ihr flüchten?

Also das war da war der Krieg noch nicht zu Ende und dann ist unser Teil, ich komme vom Banat, was in dieser Zeit zu Jugoslawien gehört hat, und unser Teil von Banat, wo überwiegend Deutsche gewohnt haben, das wurde von den Russen besetzt, schon im Okt 44. Und da wurden die Leute auch teils enteignet, da kamen Partisanen und Gesinde in die Häuser und haben sich genommen was was ihnen gefallen hat. Also und 1945 da wurden wir vertrieben von Zuhause aus unseren aus der Heimat aus unsern Häuser und wurden interniert ähnlich wie im KZ.

Wie alt warst du?

Also Ich war 12.

Wer wurde alles vertrieben?

Also von unserem Dorf alle. Da waren teils schon schon Leute verschleppt nach Russland. Alle Frauen zwischen 18 und 40 Jahren die kein Säugling hatten, die wurden alle nach Russland verschleppt Arbeitslager. Und der Rest der wurde von Zuhause weg. Und da wurden die Leute zusammengepfercht, aber noch im Heimatort. Aber nicht mehr Zuhause, sondern in einer Straße.

Wurden viele auf der Flucht krank?

Während dieser ganzen schlechten Zeit haben alle, fast alle Leute Malarie gekriegt. Und zwar kommen wir aus dem Gebiet. Das war früher Moor, Sumpf. Und da gibt’s ja diese Fliegen, die CC-Fliegen. Und da waren alle Leute infiziert. Aber das hat man nicht gemerkt, erst wo des Immunsystem schwach wurde da haben fast alle Leute ne. Oder Nachtblindheit. Viele ältere Leute das war, die haben am Abend wenn‘s düster wurde, waren die blind, voll blind. Oder da Skorbut, wo das da durch gefault ist.

Was hattet ihr als Gepäck da dabei?

Nein also meine Mutter hat, muss ich sagen, von der Großmutter, die da gestorben war. Da hat sie so bisschen was, das hat sie in Ungarn verkauft. Da haben die alten Leute ja so Röcke angehabt so schwarz. Also da hat sie so ein bisschen was gehabt und das hat sie in Ungarn verkauft. Also da hatten wir so viel. Aber für die Bahnfahrt hat‘s es nicht gereicht. Gepäck? Die Kinder haben den Nachttopf getragen. Das waren zwei kleine Kinder, die müssen ja mal. Die Frieda hatte ein Nachttopf gehabt. Und da hatte meine Mutter ein Kissen gehabt so 80 mal 80, aber kein Bezug. Das war dreckig, aber wenn wir irgendwo hingekommen sind, hat meine Mutter das Kissen hingelegt und die zwei Kinder da drauf. Die waren ja noch verhältnismäßig klein ne. Und ich habe ein Säckchen, also es war kein Rucksack, was meine Mutter mir genäht hat, ein Säckchen am Rücken gehabt. Aber frag net was da drinnen war, ich hab ja nix gehabt. Und wir hatten keine Schuhe, ne? Und in Österreich, Berg auf Berg ab.

Hast du noch mit Leuten von früher, vor der Flucht kontakt?

Jaaa Jnein, das waren alles Leute auf der Flucht. Und die sind in alle Windrichtungen. Ich war mal in Kalifornien und da hab ich ein, ein Mädchen getroffen, die auch mit uns auf der Flucht war. Da hab ich gesagt: erinnerst du dich noch ne. Also wenig! Die Leute, das war ja auf der Flucht und und da hat man sich auch, die sind ja in alle Windrichtungen ne. Aber ich hatte schon in Österreich, da waren dann man sagt Landsleute, weißt du von unserem Ort und so. Also wir haben und dann haben die Verwandten sich wieder getroffen. Also es war immer irgendwie schön. Trotz allem.

Katharina Beyer

Katharina Beyer

in Rente

Geburtsdatum: 21.02.1935

Familienstand: verheiratet

Staatsangehörigkeit: Deutsch

Wohnort: Hockenheim

Geflüchtet: 1945-1957

Geflüchtet von: Zerne (Jugoslawien) nach Deutschland

Infografik

Die Infografik zeigt den Fluchtweg von der Zerne, was früher ein deutsches Gebiet in Jugoslawien war, nach Deutschland. Sie wurden von den Russen gegen Ende des 2. WK aus ihren Häusern getrieben und gezwungen das Gebiet zu verlassen. Katharina Beyer war mit ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihrer Cousine unterwegs.

 Vollbild

Zine Ausgabe

Der Inhalt des Interviews aufbereitet und in Form eines frei gestalteten Zine’s dargestellt. Eingeflossen in die Gestaltung sind alles im Interview gesagte und Fotos die an dem Tag geschossen wurden. Zusätzlich wurden Bilder aus dem Buch „Zerne“ verarbeitet, welches exklusiv für alle beteiligten Flüchtlinge im Jahr 1945 aus Zerne herausgegeben wurde.